»Die einzige Option ist Bio-Fleisch« - ein Interview
Bernhard Probst führt unter dem Namen Vorwerk Podemus 12 Bio-Läden im Raum Dresden, Bautzen, Freiberg und Pirna. Vor allem aber ist er Bio-Landwirt mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in Ackerbau und Tierwirtschaft. Wir haben mit ihm über Bio-Lebensmittel, Fleischkonsum und die Planetary Health Diet gesprochen.
Herr Probst, warum lohnt es sich für Sie, Bio-Lebensmittel zu erzeugen?
Aus ganz persönlichen Gründen. Im Prinzip ist es aber vor allem eine Gewissenssache, die mit Fakten unterlegt ist.
Deshalb auch das Podemus-Motto: »Mehr Bio, mehr glücklich!«?
Ja. Bio macht Spaß und schmeckt und sollte auch wirtschaftlich funktionieren.
Gerade am Fleischkonsum gibt es aber auch viel Kritik, egal ob Bio oder nicht. Da geht es um gesundheitliche Aspekte, aber auch um den Fakt, dass knapp 15% der weltweit vom Menschen verursachten Treibhausgase wie Methan und CO2 auf die Nutztierhaltung zurückgehen (1).
Das sind die Argumente eines jeden Veganers, doch da muss man die Gesamtformel ziehen. Es hängt alles miteinander zusammen. Guter Ackerbau und gute Tierhaltung bedingen sich gegenseitig. Was passiert denn bei der Tofu-Herstellung? Die Tofumolke eignet sich nicht als Lebensmittel und geht als Eiweiß-Futtermittel an Schweine. Bei der Saitan-Herstellung bleibt 80 Prozent Stärke zurück, also Rinderfutter. Und auch die Hülsen von Ackerbohne und Co. können wir Menschen so gar nicht verarbeiten. Andersherum braucht der Ackerboden Nährstoffe wie Phosphate und Stickstoff, die natürlicherweise im Mist stecken. Wir müssen uns ja auch fragen, wie unsere Landschaft einmal aussehen soll: Wiesen binden CO2, Acker nicht. Streuobstwiesen und Almwiesen sind außerdem Orte von höchster Biodiversität. Ohne Tierhaltung würde es die nicht geben. Und: Ein Hektar Wiese ergibt schnell mal 2 bis 2,5 Tonnen Burger-Patties – allein durch Gras, dass durch die Wiederkäuer zu einem Lebensmittel veredelt wird. Den Wert schaffe ich nicht mit Eiweiß-Alternativen. Ein Burger-Patty aus Öko-Rindfleisch kann also gar nicht schlecht für uns Menschen und fürs Klima sein.
Also sollen wir alle weiter viel Fleisch und Wurst essen?
Nein, der heutige Fleischkonsum ist fast schon abartig. Vor allem wird viel zu viel schlechtes Fleisch gegessen. Ich meine nicht nur die Art der Tierhaltung. Was da manchmal in den Würsten verarbeitet wird … und das sind dann die Verkaufsschlager. Die einzige Option kann nur Bio-Fleisch sein.
Mit der Planetary Health Diet (2) haben Wissenschaftler einen Ernährungsplan aufgestellt, wie sich 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ernähren können, ohne die planetaren Grenzen zu sprengen. Sie raten u.a. zu einem minimalen Fleischkonsum und mehr Hülsenfrüchten. Finden Sie den Ansatz gut?
Nein. Es gibt ja auch klare Grenzen für den Anbau von Hülsenfrüchten. Die meisten Leguminosen haben eine mehrjährige Anbauphase. Sie sind nicht mit sich selbst verträglich und können nur alle 5-8 Jahre auf derselben Fläche angebaut werden. Eine Ausnahme ist die Sojabohne, die kommt aber in der Regel von Plantagen in Nord- und Südamerika. Das kann ich nicht gutheißen, weil ich sie nicht sehe. Und wenn dort vor 10 Jahren noch Urwald gestanden hat, ist es bei mir ganz aus.
Sie haben eingangs gesagt: Bio schmeckt. Wie genießen Sie am liebsten ein Stück Bio-Fleisch?
Ich grille gern – lieber Rind als Schwein. Und am besten auf heimischer Buchenholz- oder Birkenholzkohle statt auf Holzkohle, die durch illegale Waldrodung entsteht.
(2) https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/