Gentechnik geht alle an!

Gentechnik geht alle an!
21. November 2023
Gesellschaft
Politik, Engagement
Gentechnik geht alle an!
Die EU will das Gentechnik-Recht ändern. Dabei geht es um nichts weniger als die Frage, wie viel Gentechnik künftig unbemerkt auf unseren Tellern landet.
Das Thema ist super komplex. Verkürzt kann man aber sagen, dass der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission unter anderem die Abschaffung von Kennzeichnungspflicht und Sicherheitskontrollen von mit neuen Verfahren erzeugten Gentechnik-Pflanzen vorsieht.
Diese neuen Verfahren werden Neue genomische Techniken (NGT) genannt und bezeichnen molekulare Züchtungstechniken, mit denen das genetische Material eines Organismus verändert werden kann. Ein Beispiel ist die GABA-Tomate aus Japan, bei der durch eine NGT-Methode der natürliche Abbau des nervenberuhigenden Inhaltsstoffes GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) verhindert wird. Sie soll Blutdruck senkend wirken. Aktuell sind aber unter anderem auch kälte-resistenter Leindotter, länger haltbare Bananen und Acrylamid-arme Kartoffeln in der Pipeline. NGT-Befürworter sehen in diesen neuen Pflanzen schnelle Lösungen für eine klimaresiliente Landwirtschaft und gegen Hungerkatastrophen.
Das klingt zu gut, um wahr zu sein? Richtig!
Der Einsatz von Gentechnik steht im Widerspruch zu unseren Grundprinzipien. Die EU-Öko-Verordnung lässt keinen Spielraum für gentechnisch veränderte Pflanzen. Denn Pflanzen sind Teil des großen Ganzen und haben u.a. als Nahrungsquelle großen Einfluss auf Tier und Mensch. Die Auswirkungen einer Veränderung des genetischen Materials von Pflanzen aller Art wurden bisher kaum untersucht und sind überhaupt nicht abschätzbar. Kommen sie ungekennzeichnet auf den Markt, können wir Verbraucher aber nicht mehr zwischen mit Gentechnik veränderten und natürlichen Lebensmitteln wählen. Und auch der gentechnikfreie Bio-Landwirt hat keine Chance mehr, die Kontamination des ökologischen Saatgutes und der Rohwaren zu verhindern.
Als Teil des Aktionsbündnis „BIO für Alle!“ – dazu gehören neben dem BÖLW und der Andechser Molkerei Scheitz zahlreiche andere Initiativen und Unternehmen – setzen wir uns deshalb dafür ein, dass es keine Gentechnik durch die Hintertür gibt.
Wir fordern:
• Eine Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Organismen (GVO)
• Einer Risikoprüfung und -bewertung vor einer Zulassung und dass Inverkehrbringer für Risiken und Folgeschäden haften.
• Mehr Forschung zu Risiken und Auswirkungen neuer GVO.
Schon Mitte Dezember wollen Agrarausschuss und Umweltausschuss des EU-Parlaments über das neue Recht beschließen. Im Januar will das EU-Parlament abstimmen, bevor Parlament, EU-Kommission und Rat im sogenannten Trilogverfahren über den Gesetzesvorschlag verhandeln. Angepeilt wird ein endgültiger Beschluss noch vor den Wahlen zum nächsten Europäischen Parlament Anfang Juni 2024.
Was wir jetzt tun können? Laut sein!
Unter dem Motto „Gutes Essen braucht Zukunft – für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!“ findet am Samstag, 20. Januar 2024 die Wir haben es satt!-Demo in Berlin statt. Wir sind dabei!
Übrigens: Die Mehrheit der Deutschen lehnt gentechnisch veränderte Lebensmittel ab, zeigt eine aktuelle von Foodwatch beauftragte Forsa-Umfrage.